Prix public : 22,00 €
Richard BLANCHET: Le 17 juin 1953 : stratégies filmiques et enjeux du film Zwei Tage Hoffnung de Peter Keglevic Peter Keglevic's movie Zwei Tage Hoffnung deals with the events of the 17th of June 1953, which are still differently interpreted by historians. His movie was intended to reach the widest possible audience both in the East and West, which was – and still is – quite a delicate task. The present study attempts to identify what political interpretation of the events is proposed in the movie and which aesthetical choices the movie implies. Peter Keglevics Film Zwei Tage Hoffnung setzt sich mit den bis heute von Historikern unterschiedlich bewerteten Ereignissen um den 17. Juni 1953 auseinander. Dabei geht es ihm um eine Darstellung, die darauf angelegt ist, ein möglichst breites Publikum in Ost und West zu erreichen, was ihn vor eine heikle Aufgabe stellt. Die vorliegende Untersuchung versucht herauszuarbeiten, welche politische Sicht der Ereignisse er dabei anbietet und wie er diese Aufgabe letztendlich filmästhetisch löst. Isabelle RUIZ: Sommergewitter d'Erich Loest – un roman populaire pour une blessure de la mémoire An ambiguous dealing with the Uprising of June 1953 : In Sommergewitter Loest abides by the concept of totality of the lukacsian theory of the novel in as much as he tells the event from the perspective of every significant segment in GDR society. Thereby he renounces teleology : Considerations about the meaning of history can only exist as imaginary constructs. Fifty years after "the 17 June" Loest wants to give back to the social actors the originary power to narrate themselves. Eine zweideutige Behandlung des Aufstandes vom 17. Juni 1953 : In Sommergewitter bleibt Loest dem Totalitätsbegriff der Lukácsschen Romantheorie insofern treu, als er das Ereignis aus der Perspektive jedes bedeutsamen Segments der DDR-Gesellschaft erzählt. Dabei verzichtet er auf Teleologie : Betrachtungen über den Sinn der Geschichte können nur als imaginäre Konstruktionen bestehen. Fünfzig Jahre nach dem « 17. Juni » will Loest den sozialen Akteuren die originäre Macht, sich selbst zu erzählen, zurückgeben. Florence BAILLET: Le 17 juin 1953 dans Rotter de Thomas Brasch – un non-événement ? While most East German writers avoided addressing the topic of June 17th, 1953, Thomas Brasch dedicated a whole scene entitled “The Strike” to that day in his play Rotter, which he had started in East Germany and finished after moving to West Germany in 1977. This article seeks to show how the playwright subverts the official East German version of the events in his depiction of the uprising, equally rejecting, however, the West German vision of that day. Thomas Brasch refused to be affiliated to either political side of the Wall. Instead, “The Strike” should be considered as an attempt by Brasch to question the various interpretations or “legends” made up around June 17th, 1953, and therefore, the very status linked to an historic event. Während die DDR-Literatur über den 17. Juni 1953 meistens schwieg, widmete Thomas Brasch diesem Thema in seinem zuerst in der DDR entstandenen und 1977 nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik beendeten Theaterstück Rotter eine ganze Szene : « Der Streik ». Vorliegender Beitrag untersucht, wie der Dramatiker bei seiner Schilderung des Aufstands vom 17. Juni die offizielle DDR-Geschichtsschreibung dekonstruiert und kritisiert. Auffallend ist aber, dass Thomas Brasch auch die bundesdeutsche Sicht auf den 17. Juni und ihre Interpretation der Ereignisse ablehnt : Er weigert sich, für die eine oder für die andere Seite der Mauer Partei zu nehmen. Die Szene « Der Streik » stellt eher den Versuch dar, die unterschiedlichen « Geschichtslegenden » über den 17. Juni 1953 und dadurch den Status des historischen Ereignisses selbst zu hinterfragen. Emilie AINS: Mise en pièce(s) du 17 juin 1953. Greikemeier de Lothar Trolle To be as close to and as far from reality as possible : this is the paradox around which Lothar Trolle writes his comedy Greikemeier, winning the challenge to be the first playwright in the German Democratic Republic to tackle the subject of June 17th, 1953. Far from delivering a reflection of the « actually existing social conditions », Trolle exaggerates to the absurd the official legends surrounding this day and contradicts their claim to reflect reality. The ambiguity of this work bursting with pieces taken from reality, such as dates, resolutions or quotes, is increased by the use of comedy and intertextuality. The play is an invitation to become coproducer of one's own picture of history. Der Wirklichkeit so nah und so entfernt wie möglich zu sein : Auf diese paradoxe Art gestaltet Lothar Trolle seine Komödie Greikemeier und gewinnt so die Wette, als erster in der Deutschen Demokratischen Republik ein Stück über den 17. Juni 1953 zu schreiben. Weit davon entfernt, ein Spiegelbild der « real existierenden gesellschaftlichen Verhältnisse » zu liefern, übertreibt Trolle die offiziellen Legenden um den 17. Juni bis ins Absurde und widerspricht ihrer Behauptung, die Wirklichkeit widerzuspiegeln. Die Mehrdeutigkeit des Werkes, das von Bruchstücken aus der Realität wie Daten, Beschlüssen oder Zitaten wimmelt, wird durch Komik und Intertextualität gesteigert. Das Stück lädt dazu ein, das eigene Bild der Geschichte mitzugestalten. Francine MAIER-SCHAEFFER: « Geschichten lesen sich anders zu andrer Zeit ». Heiner Müller et l'écriture du « 17 juin 1953 » Heiner Müller, who had observed “the June 17th, 1953” events and considered them first as “an interesting spectacle”, later reconsidered them and measured their historical dimension. He kept writing and rewriting the taboo, more or less in an encrypted way, first as a means to point out the dysfunctioning of the system (Der Lohndrücker, Glücksgott, “Das Arbeiterdenkmal” in Germania Tod in Berlin), then, through the archeology of German history, to reveal the underlying reasons for East Germany's failure (“Brüder 2” in Germania, Wolokolamsker Chaussee). The different strategies of encrypting and de- encrypting relied upon, not only concerning the contents but also the form as language, will be analyzed in this paper. Heiner Müller, der den « 17. Juni 1953 » wie ein « interessantes Schauspiel » beobachtet hatte, nahm erst nachträglich dessen politische Dimension wahr. Er hat das Tabu immer wieder neu geschrieben, mehr oder weniger verklausuliert, anfangs als ein Mittel, die Mängel des Systems anzuprangern (Der Lohndrücker, Glücksgott, « Das Arbeiterdenkmal » in Germania Tod in Berlin), später um durch die Archäologie der deutschen Geschichte die tiefen Ursachen des Scheiterns der DDR ans Licht zu fördern (« Brüder 2 » in Germania, Wolokolamsker Chaussee). Die in den verschiedenen Texten eingesetzten und über den Inhalt hinaus auch die Form als Sprache betreffenden Strategien der Ver- und Enthüllung werden in diesem Beitrag analysiert. Rémy COLOMBAT (†): La poétique de Paul Celan dans le contexte de la modernité That conference, which took place on October 13th 2006 at the Collège International de Philosophie in Paris, examines Paul Celan's poetics in its relation to modernism. This study shows in what way poetic modernism determines the reception of Paul Celan's work as well as his conception of poetics, which develops in dialogue with the themes of modernism and in opposition to them. Der am 13. Oktober 2006 im Pariser Collège International de Philosophie gehaltene Vortrag bietet einen Überblick über Paul Celans Nähe und Distanz zur Poetik der Moderne. Diese bildet nämlich den geistigen Horizont der Celan-Rezeption und liefert auch die meisten poetologischen Referenzen von Celans poetischer Konzeption und Praxis im Sinne einer Aneignung, Anverwandlung oder gar Widerlegung. Somit wird versucht, das Ausmaß von Celans Bruch mit der Moderne deutlich zu machen.