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Die folgenden bis jetzt unveröffentliche Briefe sind alle aus Cantors Nachlass entzogen. Sie bieten uns ein erneuertes Bild von Cantors Persönnlichkeit und Denken. Brief 1 ist der erster der 325 Briefe, die uns in den drei erhaltenen Briefbücher des Nachlasses Cantor übermittelt worden sind. An der Kreuzung Metaphysik und Mathematik sammelt er verschiedene Zitate die alle aus berühmten Meisterwerke der Antike und des Mittelalters, wie die Expositio rerum mathematicarum ad legendum Platonem utilium von Theo von Smyrna, die Introductio arithmetica von Nikomachus von Gerasa, der De institutione arithmetica von Boethius, der De origine animae von Augustinus oder die Summa theologica von Thomas von Aquino entzogen sind. Alle befassen sich mit dem Thema des Wesens der Zahlen, der Natur des Unendlichen und der Beziehung zwischen Mathematik und Mystik. Indessen geben sie uns ein rechtes Bild von den Grundlagen Cantors Platonismus und Pythagorismus. Im Gegensatz zur gängigen Auffassung der Platoniker, die auf Platon selbst zurückgeht, betrachtete nämlich Cantor, die Mathematik nicht als propädeutische Wissenschaft, die nur die Voraussetzung für ein anschließendes Studium der Philosophie bilden sollte, sondern sah er in ihr und besonders in der Arithmetik die höchste Wissenschaft, Voraussetzung nicht nur für eine rechte Nutzung der Vernunft sondern auch für die Vollendung eines "guten Lebens" (euzōía). Brief 2, datiert vom 20. October 1884 und Mittag-Leffler zugesandt, setzt die Grundlinien einer Klassifizierung der mathematischen Mengen auf und stellt die Basis für die spätere Entwicklung der Theorie der Ordnungstypen und der Continuumshypothese dar. Zwischen Geschichte, Mathematik und Metaphysik bietet uns also dieser erste Band ein unentbehrliches Zeugniss über das Entdeckungsverfahren und die bestehenden Beziehungen zwischen Theologie, Philosophie und Mathematik.