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Diese dankbare Triokomposition modelliert den altgriechischen Mythos der zu Stein erstarrten Fruchtbarkeitsgöttin Niobe. In den Mittelteil einbezogen ist die Arie 'Io son di morte' aus der gleichnamigen Barockoper von Agostino Steffani. "Niobe – Fruchtbarkeitsgöttin aus Kleinasien – Vorläuferin der griechischen Leto-Tochter des sagenumwobenen Tantalos – wagte im blinden Stolz auf ihre Fruchtbarkeit, ihr waren sieben Söhne und sieben Töchter geboren, den Frauen Thebens zu verbieten, der Leto Opfer zu brin-gen, da diese nur zwei Kinder habe, Apollo und Artemis. Niobes Hochmut wurde fürchter-lich bestraft. Apollo und Artemis töteten alle vierzehn Kinder. In ihrem Leid erstarrte Niobe zu Stein. In Phrygien, in ihrer Heimat, auf dem Berg Sipylos, vergießt sie als befruchtende Quelle unaufhörlich ihre Tränen. Dieses Thema beschäftigte mich seit meiner Schulzeit, als wir im Lateinunterricht die Metamorphosen des Ovid lasen. Während meines Studiums an der Hochschule für Musik in München komponierte ich die Kantate Niobe für Chor a cappella nach Ovid. Einige Griechenlandreisen, die ich Anfang der 70er Jahre mit meiner Frau Elisabeth Woska unternahm, Besuche an vielen historischen Orten und Theateraufführungen in Epidaurus waren dann der Auslöser, uns intensiv mit dem altgriechischen Drama, vor allem aber mit Aischylos ausein-ander zu setzen. Bei unseren Recherchen stießen wir auf ein erst im Jahre 1932 im ägyp-tischen Oxyrynchos gefundenes Fragment in altgriechischer Sprache aus einem Niobe-Drama des Aischylos. Es enthält 21 Zeilen, die alle am Zeilenanfang, meist auch am Zeilenende ver-stümmelt sind. Bis dahin wusste man nur durch eine Anspielung in der Komödie Die Frösche von Aristophanes von der Existenz dieser Niobe-Tragödie. Wir versuchten nun dieses aufgefundene Fragment zum Leben zu erwecken. Es diente uns als Vorlage für die Fernsehoper Niobe, die 1977 in der ARD gesendet wurde. Das Klaviertrio Niobe bezieht sein musikalisches Material aus dieser Fernsehoper. Der einleitende Klagegesang über die vierzehn getöteten Kinder Niobes geht in die Barockarie lo son di morte aus der Oper Niobe von Agostino Steffani über. Es folgt ein kurzes Solo Versteinerung auf den fünfzehn höchsten Tönen des Klaviers. Diese fünfzehn Töne symbolisieren die vierzehn getöteten Kinder, die Niobiden, die von Pfeilen Apollos und Artemis durchbohrt wurden, und den vom Blitz erschlagenen Amphion, Niobes Mann, König von Theben. Amphion „der vom Mond beschützte“ war der erste Musiker und Architekt in der griechischen Mythen- und Sagenwelt. Mit seinem Gesang und mit Hilfe sei-nes Instruments, die Saiten seiner Leier waren auf die Töne des Frühlings des Sommers und des Herbstes gestimmt, soll es ihm gelungen sein, die Mauern der Stadt Theben zu erbauen. Mit seinem Klagegesang „Traum vom verlorenen Paradies“ endet das Stück. Der Kampf zwischen Niobe und Leto, zwischen den Niobiden und Apollo und Artemis symbolisiert den uralten Kampf zwischen Mond und Sonne, Mond- und Sonnenkult. Wobei die vierzehn sterbenden Kinder der Niobe für die vierzehn Tage des abnehmenden Mondes stehen, die drei Tage der Klage der Niobe als Tage des Neumondes zu verstehen sind." -Wilfried Hiller Schwierigkeitsgrad: 4