Prix public : 19,70 €
Der Eindruck, der von den Lithographien der Beckmannschen Apokalypse auf mich ausgeht, ist eine Mischung aus Faszination und Irritation. Die Thematik an sich und die Umstände der Entstehung, dazu die Texte, die im Hintergrund der Serie stehen, bilden ein Kraftfeld, dem man sich kaum entziehen kann. Zugleich verwundert die Bildsprache der Blätter: es erstaunt die Tendenz zur Skizzenhaftigkeit, zum wie Dahingeworfenen, die oft holzschnittartig herben Konturen allerdings vermeiden andererseits den Eindruck jeder Flüchtigkeit. Aus den Bildern spricht eine unmittelbare Aggressivität und gleichzeitig oft eine seltsam distanzierte Symbolhaftigkeit. Eine musikalische Auseinandersetzung und Bezugnahme ist für mich kaum anders denkbar als in der Form des Versuchs, die Spannung dieser Situation in eine karge, reduzierte Klangwelt umzudeuten, in der auch für die Ansätze von Virtuosität und bewegten Texturen, die in meiner Musik sonst eine gewisse Rolle spielen, wenig Platz sein dürfte. Eine leise, differenzierte Artikulation in der Auseinandersetzung mit den kräftigen (Sprach-)Bildern dieser Apokalypse könnte aber durchaus neue Aspekte freilegen. Die formale und klangliche Gestaltung wird sowohl auf die Anzahl von 27 Bildern Bezug nehmen als auch auf die Tatsache, daß es sich bei Beckmanns Zyklus dennoch nur um "Stichproben" aus dem Gesamttext in der Johannesoffenbarung handelt. Die Komposition wird entsprechend aus 27 "Blättern" bestehen, von denen jeweils mehrere zu Gruppen zusammengefaßt sind, die wiederum in ihrer Reihenfolge frei gespielt werden können – ähnlich, wie man einen Bilderzyklus etwa in chronologischer, systematischer oder zufälliger Reihenfolge betrachten kann. Das klangliche Material der Gruppen wird dabei jeweils um einen bestimmten Aspekt kreisen, wobei insgesamt innerhalb des Stückes – angesichts der bei aller visionären Vielfalt 'geschlossenen' Thematik – auf eine unangemessene Bandbreite und Buntheit der Klangsprache zugunsten intensiver Konzentration verzichtet wird. Benjamin Schweitzer Schwierigkeitsgrad: 5