Prix public : 43,50 €
Die zweite Violinsonate op. 58 entstand im November und Dezember 2009 und ist als freundliches Gegenstück zu der düster-aufgewühlten ersten Violinsonate op. 38 (2000) konzipiert. Die helle Grundstimmung des Werkes ist sicherlich nicht zuletzt durch seinen Enstehungsort Cervo an der ligurischen Riviera, meiner italienischen Wahlheimat, buchstäblich bei Sonnenschein unter blauem Himmel entstanden, beeinflusst. Dem ganzen Werk liegt ein musikalisches Motto zugrunde, das jedoch erst im abschließenden zehntaktigen Adagio amoroso, das aus einer versunkenen Welt zu entstammen scheint, verraten wird. Alles Material ist darauf bezogen und die ganze Sonate scheint eigentlich nur komponiert worden zu sein, um diese Schlussaussage formulieren zu können. Der erste Satz ist ein breit angelegtes Moderato mit zwei Themen in strenger Sonatenhauptsatzform. Sowohl thematisches Material als auch alle formalen Verbindungsglieder sind harmonisch wie melodisch aus den Intervallen der kleinen und großen Terz und deren Komplementärintervallen, der großen und kleinen Sext gebildet. Dieses beinahe serielle Verfahren wird allerdings von dem überschwänglich romantischen Gestus der Musik vollkommen kaschiert. Der sehr schnelle, federleicht schwebende zweite Scherzosatz wird beherrscht vom luftigen Pizzicato der Violine und flüchtigen Klavierfiguren, nur im gesanglichen Trio erhebt sich die Violine zu einer vierphrasigen, langsam aufsteigenden Kantilene auf choralartig akkordischem Untergrund des Klaviers. Die langsame Einleitung des Finalsatzes nähert sich dem abschließenden Motto bereits sehr deutlich ohne es ganz erklingen zu lassen. Diese Introduktion wird in die Mitte des zweithemigen, feurig dahinstürmenden Allegro anstelle einer Durchführung wieder aufgenommen und in den lebhaften Gestus des Schlusssatzes umgewandelt. Mit dem Erklingen des eigentlichen Herzstück des Werkes als "Adagio amoroso" schließt das Werk, sicherlich sehr überraschend für Neue Musik. - Stefan Heucke Instrumentation: violin and piano op. 58