Prix public : 19,70 €
"In die alttestamentarischen Ereignisse um Hiob, die sich auf dem Hintergrund eines Streits zwischen Gott und dem Teufel über die menschliche Seele und deren Standhaftigkeit im Glauben abspielen, tritt ein Mann mit dem frommen Namen Elihu erst ganz am Ende der dramatischen Debatte zwischen dem schwer geprüften Hiob und seinen Freunden ein. Hiob - wissend um seine eigene Unbescholtenheit - lehnt es ab, seine schrecklichen Schicksalswunden als gerechte Gottesstrafe anzuerkennen. Erst Elihu als Letzter und Jüngster, anscheinend aber auch einzig Erleuchteter der Debatte, bringt durch sein Eingreifen den tief erschütterten Hiob zu innerer Umkehr und zur schließlichen Annahme der göttlichen Entscheidung. Während in der biblischen Vorlage Elihu im ununterbrochenen Monolog auf die einzelnen Repliken Hiobs aus seiner vergangenen Polemik mit den Freunden antwortet, transportiert die Reflexion der vorliegenden musikalischen Auffassung diese abschließende Szene der Ereignisse um Hiob in die Dialogform. Die einzelnen Einsätze beider "diskutierender" Akteure werden in der gegebenen Kürzung in zwei abwechselnd konfrontierende Grundformen projiziert. Elihu kommt gegen Hiob gesteigerte Verzweiflung, aufreizende Vorwürfe und schmerzliche Tragik wiederholt mit seiner tröstenden Ruhe und seiner hellseherisch transzendierenden Sicherheit an und spiegelt damit den positiven Puls der kosmischen Ordnung wider. Und wenn sich die Komposition am Anfang gleich nach Hiobs erstem Anruf des Schöpfers in einen Strom bitterer Fragezeichen hin öffnet, so nimmt sie am Ende bis hin zur letzten Anrufung Form an und klingt - wenn auch mit nicht wegzudenkendem Beigeschmack tragischer Aspekte des Lebens - im Geist des musikalisch paraphrasierten Comenius-Textes aus: "Du, der du sagtest, 'es werde Licht' und es ward Licht - Dein Wille geschehe!" (O. F. Korte) Instrumentation: violin and piano