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Du schreibst mir, liebste Mama, daß unser altes Haus in der Ferdinandsgasse niedergerissen werde ... Laß es, da wir's ja doch nicht hindern können, immerhin geschehen: um so dauernder wird es uns bleiben. Denn dann, wenn es nicht mehr ist, wird es uns erst gehören. Wir haben es ja nicht einmal wirklich unser nennen dürfen. Sein Eigentümer, der es so schätzt, daß er es besser verwerten zu können meint, wenn er es zerstört, verliert es, und wir gewinnen dabei. Das alte Haus soll einmal, vor hundert Jahren, ein jüdisches Bethaus gewesen sein. Das war mir immer sonderbar zu hören gewesen. Niemand hat die Sage beglaubigen können. Ihm gegenüber stand die noch viel ältere Kirche zur heiligen Magdalena. Unser Haus war schmal, und die Kirche war schmal. Um so tiefer waren beide. Das ergab vielleicht eine gewisse Verwandtschaft. Aber nicht daran knüpft sich die Beziehung, die zwischen den Nachbarn bestand, auch nicht einmal an die Besuche, die wir der Kirche abzustatten pflegten. Nein, die Beziehung lag einfach im beständigen Gegenüber. Die Gasse war eng, und der Kirche war nicht auszuweichen. Wann immer man an eines der fünf nicht eben großen Fenster trat, die auf die Gasse hinausgingen, hatte man es mit der alten Kirche zu tun. Sie wies bloß zwei Fenster, rechts und links von der Eingangspforte, zu der man auf einigen breiten, steilen Stufen hinaufstieg. Dann gab es noch einen kleinen geheimnisvollen Hof neben der Kirche, zu dem in einer niedrigen Mauer eine vertiefte Türe führte.